Newsletter #03 vom 7.2.2025

Bevor wir den Blick auf unsere nächste Veranstaltung am 18.2.2025 um 18h mit Prof. Maja Göpel richten, blicken wir zurück auf unsere vorige Veranstaltung mit Prof. Christian Busch, der Gastgeber Reinhard Schneider und Moderator Zackes Brustik aus L.A. zugeschaltet war.
Vermutlich hat diese Veranstaltung, die über 15.000 Teilnehmende live verfolgt hatten, dazu beigetragen, dass nun ein paar Menschen mehr in unserem Land unter dem Begriff Serendipität sich etwas vorstellen können. Dass Serendipität dazu beitragen kann, Zuversicht zu erlangen bzw. zu bewahren. Den Zufallsmuskel trainiert zu halten. Dass positive Aspekte bei (unangenehmen) Überraschungen nicht übersehen werden. Zumal unser Gesprächsgast aktuell selbst von einem Schicksalsschlag betroffen ist. Ist doch bei den Bränden in L.A. auch sein Haus abgebrannt. Sich an Werte orientieren hilft in vermeintlich aussichtslosen Situationen.

Werte helfen aber gerade auch Unternehmen und Unternehmer*innen bei Veränderungen, die nicht direkt beeinflusst werden können. Nicht dem Zeitgeist hinterlaufen. Sondern der eigenen werteorientierten und ausgewogen hinterfragten Erkenntnis zu folgen. Verhaltens-Anstand zu bewahren. Der Anstand bedarf, einmal gesetzt und hergeleitet, nicht mehr vieler Worte. Er steht für eine Haltung, einen intuitiven Reflex im Umgang miteinander unter uns allen und von uns allen gegenüber der Welt, in der wir leben….(als Verpflichtung – Anm. der Redaktion) gegenüber unseren Nachkommen. (aus: Reinhard Schneider „Die Ablenkungsfalle, S. 255)

Womit wir beim neuen Gast, Prof. Maja Göpel, und ihrem neuen Buch „Werte. Ein Kompass für die Zukunft“ angekommen sind. In ihrem Buch finden sich neben dem Schlusskapital „Lebenswerter Anstand“ auch anregende Ideen, wie sich eine Gemeinschaft, eine Gesellschaft weiterentwickeln könnte; so z.B. durch „kontradiktorische Zusammenarbeit, in der jeweils unterschiedliche Standpunkte dazu genutzt werden, genau bis auf die Ebene der Grundannahmen durchzudringen und so bessere Ergebnisse zu erreichen.“ (aus: Maja Göpel „Werte. Ein Kompass für die Zukunft“, S 144f.) Über unterschiedliche Positionen, aber dann doch übergeordneten gleichen Interessen, gleiche Ziele anzustreben – unter Voraussetzung eines identischen Wertegerüsts.

Reinhard Schneider verweist am Beispiel von Dürrenmatts ‘Der Besuch der alten Dame’ auf die potenzielle Doppelbödigkeit der Menschen. Auf die ‘Kluft zwischen ihren moralischen Reden, ihrer geheuchelten Unschuld auf der einen Seite und ihrem skrupellosen, egoistischen Verhalten auf der anderen’. (Die Ablenkungsfalle, S.166). ‘…(Dürrenmatt) zeigt unsere Neigung, uns notfalls mit allerlei Ausreden und Rationalisierungen … freizusprechen und die Verantwortung anderen aufzubauen.’ (S.166).

An Appellen und Willensbekundungen für eine bessere Welt, für mehr Nachhaltigkeit aufseiten von Großunternehmen und politischer Führung mangelt es wahrlich nicht. Der Realisierung der von Maja Göpel zu Recht geforderten Transformation von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft stehen aber zahllose vermeintliche Hürden entgegen. Angeblich zu geringe Änderungsbereitschaft Anderer, Staaten, Unternehmen, Bürger; vorgeschoben zu hohe Kosten; ungünstiger Zeitpunkt und und und. Reinhard Schneiders Kreislaufwirtschaft dagegen zeigt einleuchtend: Entgegen allen sozialpsychologischen Erklärungen für Transformationsresistenz erhöhen sich die wirklichen Kosten für einen Umbau, zum Beispiel eines Produktionsablaufs bei der Herstellung von Plastik nur kurzfristig. Schon mittelfristig überwiegen bereits ökonomisch, erst recht im Sinne von Ethik und Umweltfreundlichkeit die Vorteile für Unternehmen, Bürger, Gesellschaft bei weitem. Schneider und Göpel können, ja müssen daher als nicht nur appellativ, sondern auch basierend auf Praxisevidenz wegweisend verstanden werden.